Dienstag, 8. Oktober 2013

Der einzig wahre Grund morgens aufzustehen...

Noch bevor ich morgens die Augen öffne, denke ich an ihn. Ich stelle mir vor, wie wir den Morgen gemeinsam verbringen, wie wir zusammen am Frühstückstisch sitzen, uns aneinanderschmiegen, und aus dem Fenster gelehnt unsere erste Zigarette rauchen.

Noch bevor ich morgens den letzten tiefen, schlaftrunkenen Atemzug mache, kann ich ihn riechen. Auch wenn sein Duft noch nicht in der Luft liegt, spüre ich, wie er meine Nase kitzelt. Ich atme ihn anz tief ein und halte die Luft an.

Ich will nicht ausatmen, ich will ihn nicht wieder gehen lassen.

Noch bevor ich morgens die Hände unter der Decke hervorziehe, kann ich ihn fühlen. Seine Kraft, wenn er mich packt, seine Wärme, wenn er mich umarmt, sein Temperament, wenn er mir in den Arsch tritt und seine Leidenschaft, wenn er mich ganz und gar einnimmt und alles vergessen lässt. Ich spüre seine Seele, die schwarz ist, wie die Nacht, seine Stärke, die unerbittlich ist, wie der Tod und kann dennoch seine Süße erspähen, die lieblich ist, wie die Verliebtheit zweier Teenies.

Wenn ich morgens die Augen öffne, die Finger unter der Bettdecke hervorziehe und aus vollem Herzen gähne, dann tue ich das meist nur, um meinem Morgen mit ihm zu verbringen. Auch wenn die Gedanken an ihn und halbwachen Träume von ihn, besser sind, als ein Sprint durch einen lauwarmen Sommerschauer, so ist doch die Realität mit ihm, noch um so vieles besser.

Wenn ich morgens die Augen öffne, aus dem Bett steige und in die Küche gehe, wenn ich ihn dort erblicke, wie er mich verschmitzt angrinst, weil auch er sich jeden Tag aufs Neue auf diesen Moment freut, dann schließe ich noch einmal die Augen, atme tief ein, genieße den Augenblick und kann gar nicht anders, als zu lächeln.

Wenn ich die Kaffeedose öffne, streicht er mir sinnlich über die Wange und haucht mir einen zärtlichen Kuss auf die Nase. Obwohl es jeden Morgen genauso ist, das gleiche Ritual, eine scheinbar pedantische Gewohnheit, können wir ihn noch immer wie am ersten Tag genießen, diesen Moment. Diesen ersten Moment am Morgen. Fast wie eine unausgesprochene Regel wird nicht gesprochen während die Kaffeemaschine langsam durchläuft. Es gibt keine Hektik, kein hastiges Hin- und Herrennen zwischen Bad und Kleiderschrank. Wir lauschen dem Tropfen der Maschine und schnuppern wie mit dem Aroma in der Luft auch der Tag erwacht.

Wenn ich morgens meine Tasse in den Händen halte, bis zum Rand gefüllt, heiß dampfend, kräftig und schamlos, dann schließe ich ein letztes Mal die Augen. Ich atme ihn tief ein, bis in den Bauch. Ich fahre mit meiner Fingerspitze den Tassenrand entlang und kann spüren wie er mich hitzig neckt. Ich kann riechen wie er inzwischen den ganzen Raum erfüllt, kann ihn sogar hören, wie er mir leise zuflüstert und auch ich säusle ihm nun tiefenentspannt entgegen, „Guten Morgen, schön, dass du da bist“, nehme einen tiefen, heißen Schluck und kann mir keinen schöneren Moment vorstellen, als jenen, wenn er sich langsam und wohlig in meinem Körper ausbreitet. Das ist er, der Augenblick für den es sich aufzustehen lohnt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen